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Yield Management im Restaurant: Der ultimative Leitfaden [2025]

Geschrieben von Sylvia Waldegger | 19.6.2025

Yield Management im Restaurant: So maximieren Sie Ihren Gewinn

Leere Tische an einem Dienstagabend, aber eine lange Warteliste am Samstag? 

Schwankende Nachfrage ist eine der größten Herausforderungen in der Gastronomie. 

Genau hier setzt das Yield Management an – eine strategische Preisgestaltung, die ursprünglich aus der Hotel- und Flugbranche stammt, aber auch für Ihr Restaurant enormes Potenzial birgt. 

Es geht darum, den maximalen Ertrag aus Ihrer begrenzten Kapazität (den Tischen) zu erzielen, indem Sie Preise und Angebote an die Nachfrage anpassen. Dieser Ansatz ist ein wichtiger Baustein für ein erfolgreiches Restaurantmanagement

 

 

Was ist Yield Management und warum ist es für Restaurants wichtig?

Yield Management (auch Ertragsmanagement genannt) ist eine dynamische Preisstrategie mit dem Ziel, den Umsatz durch die Steuerung von Preisen und Kapazitäten basierend auf der prognostizierten Nachfrage zu maximieren

Fluggesellschaften nutzen es, um Sitzplätze zu unterschiedlichen Preisen zu verkaufen, je nachdem, wann und wie gebucht wird. Hotels passen Zimmerpreise an Saisonzeiten und Veranstaltungen an.

Aber was bedeutet Yield Management konkret für Restaurants? Ihr „Inventar“ sind Ihre Tische und die Zeit, die sie besetzt sind. Dieses Inventar ist extrem vergänglich – ein leerer Tisch heute Abend bringt morgen keinen Umsatz mehr. 

Gleichzeitig haben Sie fixe Kapazitäten und oft stark schwankende Nachfrage (Wochentage vs. Wochenende, Mittags- vs. Abendgeschäft, Saison, Wetter, Events). Yield Management hilft Ihnen dabei:

  • Die Auslastung zu maximieren: Weniger leere Tische, auch zu weniger beliebten Zeiten.
  • Den Umsatz pro Gast (Pro-Kopf-Umsatz) zu steigern: Durch gezielte Preisdifferenzierung.
  • Den Gesamtumsatz zu erhöhen: Durch eine bessere Abschöpfung der Zahlungsbereitschaft unterschiedlicher Gästegruppen.
  • Wettbewerbsfähig zu bleiben: Indem Sie flexibel auf Marktbedingungen reagieren.
  • Ressourcen effizienter zu planen: Personal- und Wareneinsatz besser an die erwartete Nachfrage anzupassen.

Ohne Yield Management riskieren Sie, Umsatzpotenzial ungenutzt zu lassen, sei es durch zu niedrige Preise bei hoher Nachfrage oder durch leere Tische bei zu hohen Preisen in schwachen Zeiten.

Yield Management vs. Revenue Management: Wo liegt der Unterschied?

Die Begriffe Yield Management und Revenue Management werden oft synonym verwendet, aber es gibt einen wichtigen Unterschied, gerade im Restaurantkontext. 

Stellen Sie sich Revenue Management (Umsatzmanagement) als das große Ganze vor. Es umfasst alle Strategien zur Umsatzsteigerung, einschließlich Marketing, Vertriebskanäle, Gästebindung, Kostenkontrolle und eben auch die Preisgestaltung.

Yield Management ist ein Teilbereich des Revenue Managements. Es konzentriert sich spezifisch auf die Optimierung des Ertrags durch variable Preisgestaltung in Abhängigkeit von der Nachfrage und der verfügbaren Kapazität. Hier ein  Beispiel aus der Restaurantbranche: 

  • Revenue Management könnte beinhalten, eine neue Marketingkampagne für das Mittagsgeschäft zu starten, ein Treueprogramm einzuführen oder die Speisekarte zu überarbeiten, um profitablere Gerichte hervorzuheben.
  • Yield Management konzentriert sich darauf, für das Mittagsgeschäft günstigere Menüs als am Abend anzubieten, am Wochenende höhere Preise für bestimmte Gerichte zu verlangen oder spezielle “Early Bird”-Rabatte für Reservierungen vor 19 Uhr zu gewähren.

Beide Konzepte sind wichtig, aber Yield Management gibt Ihnen konkrete Werkzeuge an die Hand, um Ihre Preisstrategie dynamisch zu gestalten.

Yield Management im Restaurant: So funktioniert es in der Praxis

Yield Management ist keine abstrakte Theorie, sondern lässt sich durch konkrete Maßnahmen in Ihrem Restaurantalltag umsetzen. Hier sind einige praxiserprobte Strategien.

  • Variable Preise nach Tageszeit: Bieten Sie günstigere Mittagsmenüs oder Business-Lunches an, während Sie am Abend, wenn die Nachfrage höher ist, die regulären (oder leicht erhöhten) Preise verlangen.
  • Preisdifferenzierung nach Wochentag: Am Wochenende ist die Nachfrage oft höher. Sie können spezielle Wochenend-Menüs anbieten oder die Preise für à la carte Gerichte leicht anheben. Unter der Woche können Sie mit attraktiven Angeboten locken.
  • Angebote für Nebenzeiten (Off-Peak Pricing): Füllen Sie Tische in ruhigeren Stunden (z.B. zwischen 15 und 18 Uhr) mit "Happy Hour"-Angeboten für Getränke und Snacks oder "Early Bird"-Rabatten für frühe Abendessen.
  • Dynamische Preise bei hoher Nachfrage: Bei besonderen Anlässen, Feiertagen oder lokalen Events, wenn die Nachfrage explodiert, können Sie spezielle (höherpreisige) Menüs anbieten oder die Preise temporär anpassen.
  • Menu Engineering: Analysieren Sie die Beliebtheit und Profitabilität Ihrer Gerichte. Heben Sie Gerichte mit hoher Marge und hoher Beliebtheit hervor (Stars). Überlegen Sie, die Preise für Gerichte mit hoher Beliebtheit, aber niedriger Marge (Renner) anzupassen oder die Kosten zu senken. Prüfen Sie, ob Gerichte mit hoher Marge, aber geringer Beliebtheit (Puzzles) besser beworben oder angepasst werden können.
  • Preisgestaltung für Lieferdienst vs. Vor-Ort: Berücksichtigen Sie die unterschiedlichen Kostenstrukturen und Kundenwartungen. Lieferdienste verursachen oft Provisionen – Ihre Preise sollten das widerspiegeln.
  • Datengestützte Entscheidungen: Nutzen Sie die Daten aus Ihrem Kassensystem (POS) und Ihrem Reservierungssystem. Analysieren Sie, wann welche Gerichte gefragt sind, wie lange Gäste bleiben und wann welche Kundengruppen kommen. Diese Daten sind Gold wert für deine Preisstrategie.

Die wichtigsten Erfolgsfaktoren für Yield Management im Restaurant

Damit Yield Management in Ihrem Restaurant erfolgreich ist, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein und bestimmte Faktoren berücksichtigt werden:

  • Nachfrageanalyse und -prognose: Das Herzstück des Yield Managements. Analysieren Sie Ihre historischen Daten (Reservierungen, Umsatz, Gästezahlen) nach Tag, Uhrzeit, Saison etc. Berücksichtigen Sie externe Faktoren wie Feiertage, lokale Veranstaltungen, Wetterprognosen. Je besser Sie die zukünftige Nachfrage prognostizieren können, desto präziser können Sie Ihre Preise steuern.
  • Genaue Kostenanalyse: Sie müssen Ihre Kosten kennen! Nicht nur die Wareneinsatzkosten (Food Cost) für jedes Gericht, sondern auch Personalkosten und Gemeinkosten (Miete, Energie etc.). Nur so können Sie Preise festlegen, die profitabel sind.
  • Wettbewerbsanalyse: Behalten Sie Ihre Mitbewerber:innen im Auge. Welche Preise verlangen Sie? Welche Angebote haben Sie? Sie müssen nicht die gleichen Preise haben, aber Sie sollten Ihre Positionierung im Markt kennen.
  • Kundensegmentierung: Nicht alle Gäste sind gleich. Manche sind sehr preissensibel (z.B. Studierende beim Mittagessen), andere sind bereit, für ein besonderes Erlebnis am Wochenende mehr zu bezahlen (z.B. Paare). Verstehen Sie Ihre Zielgruppen und Ihre Zahlungsbereitschaft.
  • Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Der Markt ändert sich ständig. Seien Sie bereit, Ihre Preise und Angebote schnell anzupassen, wenn sich die Nachfrage oder die Kosten ändern. Yield Management ist kein starres System, sondern ein kontinuierlicher Prozess.
  • Technologische Unterstützung: Manuelles Yield Management ist extrem aufwändig. Moderne Kassensysteme und Reservierungsplattformen können Ihnen helfen, Daten zu sammeln, zu analysieren und Preise effizienter zu verwalten.

Typische Fehler beim Yield Management im Restaurant (und wie Sie sie vermeiden)

Die Einführung von Yield Management birgt auch Fallstricke. Hier sind häufige Fehler und wie Sie sie umgehen.

  • Food Cost und Saisonalität ignorieren: Preise nur nach Nachfrage festzulegen, ohne die schwankenden Einkaufspreise für saisonale Zutaten zu berücksichtigen, kann Ihre Marge auffressen.
    • Vermeidung: Kalkulieren Sie Ihre Gerichte regelmäßig neu und passen die Preise bei Bedarf an die aktuellen Einkaufskosten an. Berücksichtigen Sie die Saisonalität bei der Menüplanung.
  • Mangelnde Schulung des Personals: Ihr Servicepersonal muss die Preisstrategie verstehen und den Gästen erklären können, besonders bei variablen Preisen oder Angeboten.
    • Vermeidung: Schulen Sie Ihr Team regelmäßig über aktuelle Preise, Angebote und den Grund für Preisunterschiede. Geben Sie ihnen klare Kommunikationsrichtlinien an die Hand.
  • Kein geeignetes System nutzen: Ohne ein gutes Reservierungs- und/oder Kassensystem fehlen Ihnen die notwendigen Daten und Werkzeuge zur Steuerung.
    • Vermeidung: Investieren Sie in moderne Software, die Ihnen hilft, Reservierungen, Bestellungen und Verkaufsdaten zu erfassen und zu analysieren.
  • Verkaufsdaten nicht analysieren: Wenn Sie Daten sammeln, Sie aber nicht auswerten, können Sie keine fundierten Entscheidungen treffen.
    • Vermeidung: Planen Sie feste Zeiten für die Analyse Ihrer Verkaufs-, Reservierungs- und Gästedaten ein. Nutzen Sie die Berichtsfunktionen Ihrer Software.
  • Schlechte Kommunikation von Preisänderungen: Unklare oder überraschende Preisänderungen können die Gäste verärgern.
    • Vermeidung: Kommunizieren Sie die Preisunterschiede transparent (z.B. "Mittagsangebot", "Wochenendpreise"). Kündigen Sie größere Preisanpassungen ggf. an.
  • Wettbewerb außer Acht lassen: Nur auf sich selbst zu schauen, ohne zu wissen, was die Konkurrenz macht, ist riskant.
    • Vermeidung: Beobachten Sie regelmäßig die Preise und Angebote ähnlicher Restaurants in Ihrer Nähe.
  • Preise willkürlich festlegen: Preise ohne fundierte Analyse (Kosten, Nachfrage, Wettbewerb) zu hoch oder zu niedrig anzusetzen, schadet Ihrem Geschäft.
    • Vermeidung: Basieren Sie Ihre Preisentscheidungen immer auf Daten und einer klaren Strategie. 

Software und Tools für Ihr Yield Management

Die gute Nachricht: Sie müssen das Rad nicht neu erfinden. Es gibt zahlreiche Softwarelösungen, die Sie bei der Umsetzung von Yield Management unterstützen:

  • Moderne Kassensysteme (POS): Liefern detaillierte Verkaufsdaten pro Gericht, pro Tag, pro Stunde und helfen bei der Kostenkontrolle.
  • Online-Reservierungssysteme: Erfassen Nachfragemuster, Gästedaten und ermöglichen die Steuerung von Verfügbarkeiten und teilweise auch die Implementierung von variablen Preisen oder Angeboten (z.B. TheFork Manager).
  • Spezialisierte Revenue Management Software: Bietet oft erweiterte Analyse- und Prognosefunktionen, teilweise auch mit Algorithmen zur automatischen Preisempfehlung (eher verbreitet in der Hotellerie, aber zunehmend auch für Restaurants verfügbar).
  • Business Intelligence (BI) Tools: Können Daten aus verschiedenen Quellen (Kasse, Reservierung, Personalplanung) zusammenführen und für tiefgehende Analysen visualisieren.

Diese Tools helfen Ihnen, Daten effizient zu sammeln und auszuwerten, Nachfragemuster zu erkennen und Ihre Preisstrategie schneller und präziser anzupassen.

Yield Management ist kein kurzfristiger Trick, sondern eine langfristige strategische Ausrichtung für Ihr Restaurant. Es erfordert Analyse, Planung und Bereitschaft zur Anpassung. Doch die Vorteile liegen auf der Hand: eine bessere Auslastung Ihrer Tische, ein höherer Umsatz pro Gast und letztlich ein gesteigerter Gesamtgewinn. Sind Sie bereit, das Potenzial von Yield Management für Ihr Restaurant zu nutzen?